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Interview mit Kaffeefarmer Fabiano: "Wir erwarten eine gute Ernte"

Von Mai bis Anfang Oktober ist in Brasilien Erntezeit, es ist die spannendste Zeit des Jahres im größten Kaffee-Exportland der Welt. Unser Partner Fabiano Diniz (26) aus der Region Alto da Serra erzählt uns von den Herausforderungen bei der aktuellen Ernte, über seinen Kaffee und über den Alltag der Kaffeefarmer.
Im Juli 2022 gab es in Brasilien Frost, ein Großteil der Ernte ging verloren, die Preise auf dem Weltmarkt sind seitdem explodiert. Auch die Farm von Fabiano Diniz, einem jungen Kaffeefarmer aus der Nähe von Manhuaçu, Brasilien (das liegt etwa 300km östlich von Belo Horizonte) war von Ausfällen betroffen. Seine Kaffeefarm Alto da Serra ist in vierter Generation Familienbetrieb und verfügt über 44 Hektar Land zum Anbau von Kaffeepflanzen. Dort wird der gesamte Prozess vom Anbau bis zum Verschließen der Kaffeesäcke kontrolliert. Wir haben im 2023 erneut ein Microlot von ihm gekauft, Alto da Serra Espresso und Alto da Serra Filterkaffee

Doch was sind die Herausforderungen bei der aktuellen Ernte in Brasilien? Gibt es genügend Erntehelfer? Und wie sieht eigentlich ein Arbeitstag eines Kaffeefarmers aus? Das und mehr erzählt Fabiano im Interview.

Fabiano, wie sieht es dieses Jahr bei der Ernte aus?

Durch den Frost und die damit verbundenen Verluste im letzten Jahr ist der Rohkaffeepreis viel stärker gestiegen, andererseits hat sich der Markt geöffnet und ich hatte die ersten direkten Exportmöglichkeiten – zum Beispiel mit Euch in Berlin. Das hat uns geholfen, einen höheren Mehrwert zu erzielen.

Dieses Jahr sieht es gut aus, auch wenn die Preise für Dünger und Benzin stark gestiegen sind. Wir erwarten etwas mehr Ertrag als bei der letzten Ernte und in Bezug auf den Markt hoffe ich auf mehr Partnerschaften nicht nur hier in Brasilien, sondern auch im Ausland, um unsere Arbeit weiter zu verbreiten und unserem Produkt einen höheren Wert zu verleihen. Wir sind eine kleine Farm, aber exportieren bereits zu Euch nach Deutschland, nach Dänemark und sogar nach Japan.

Und wie läuft es bei der Fermentierung?

Die Fermentierung ist immer noch sehr kompliziert, da es Risikofaktoren gibt, die dem Kaffee schaden können, und externe Faktoren wie das Klima, die sich auf das Endergebnis auswirken. Wir arbeiten mit Tests, Studien und Überwachung, vom Kaffeeanbau bis zur Lagerung, um Einheitlichkeit und Qualität zu gewährleisten. Dabei achten wir immer darauf, zukünftige Chargen zu wiederholen und mit den besten Kaffeesorten Schritt zu halten.

Was sind die Herausforderungen der aktuellen Ernte?

Das Schwierigste ist die Ernte zum richtigen Zeitpunkt aufgrund der Höhenlage in unserer Region, die die Reifung ungleichmäßig macht, aber zugleich eine bessere Qualität sichert. Das Schwierige ist grundlegend auch in Bezug auf das Klima und die Temperatur, die nicht in unserer Macht steht, aber wir tun unser Bestes, um dies zu umgehen.

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Findest du denn genügend Erntehelfer?

Erntehelfer sind sehr schwierig zu finden. Es gibt einfach nicht genug qualifiziertes Personal und in der Tat nicht einmal Leute, die das lernen wollen. Die Arbeit bleibt also an unserer Familie hängen, es ist also eine echte Familienlandwirtschaft.
Dieses Jahr erwarten wir eine gute Ernte, auch wenn die Preise für Dünger und Benzin stark gestiegen sind.
Fabiano Diniz, Kaffeefarmer aus Brasilien

Bitte erzähl mir etwas über die Varietäten, die du erntest. Warum erntest du hauptsächlich die Yellow-Catucai-Varietät?

Ich habe mehrere Varietäten, darunter Geisha, Java, Bourbon und andere, aber Yellow Catucai ist der Kaffee, der sich am besten an die Qualität und Produktion anpasst, profitabler ist und niedrigere Produktionskosten hat.

Was sind deine Aufgaben im Familienbetrieb?

Ich arbeite in allen Phasen, von der Anpflanzung über die komplette Verwaltung, Ernte, Trocknung, Verarbeitung, Lagerung, Vermarktung und Verkauf. Ich arbeite seit meiner Kindheit mit Kaffee, wir führen die Farm bereits in der vierten Generation. Meine Schwester, mein Vater und meine Mutter und mein Großvater – wir alle arbeiten gemeinsam auf der Farm. Seit vier Jahren konzentrieren wir uns auf Specialty Coffee.
Wir verbringen den Tag in der Erntezeit wie eine kleine Ameise, arbeiten von 6 bis 22 Uhr.
Fabiano Diniz, Kaffeefarmer aus Brasilien

Wie sieht ein typischer Arbeitstag eines Kaffeefarmers aus?

Die Leute wachen um 6:00 Uhr morgens auf. Sie ernten die Kaffeekirschen, verteilen Kaffee auf der Terrasse und verbringen den Tag wie eine kleine Ameise. Wir bleiben zur Zeit normalerweise bis 22:00 Uhr wach und waschen und schälen – das ist in der Erntezeit von Juni bis Oktober, die wirklich anspruchsvoll ist. Wir haben aber auch Spaß, tanzen und singen auch mal bei der Arbeit. Während des restlichen Jahres (6 Monate) arbeiten wir auf den Feldern von zirka 07:00 bis 17:00 Uhr.

Es ist viel Verantwortung und Engagement, man muss wirklich mögen, was man tut. Ich persönlich liebe meinen Job, würde ihn für nichts auf der Welt tauschen wollen.

Bitte erzähl uns etwas über deine Region Alto da Serra? Was ist das Besondere?

Ich befinde mich in den Wäldern von Minas, die Topographie ist bergig, viele Hänge, Hügel, die nicht die Möglichkeit der Mechanisierung haben, alles wird manuell gemacht, aber die Höhe, der Niederschlag, die Luftfeuchtigkeit, die durchschnittliche Temperatur bieten uns ein einzigartiges und perfektes Klima für die Herstellung von erstaunlichen Kaffees.

Wie trinkst du deinen Kaffee am liebsten – als Filter oder als Espresso?

Ich bin ein großer Fan von Filterkaffee. Ich bevorzuge florale und süße Kaffees, meine Lieblingsbrühmethode ist die Aeropress, weil sie simpel und lecker ist. Aber der Liebling in meiner Region ist der Hario V60. Neulich war ich mit meiner Freundin campen, da haben wir uns in der Natur Kaffee aufgebrüht – es gibt wirklich nichts Schöneres.

Wie trinken die Brasilianer ihren Kaffee am liebsten?

Filterkaffee wird hier bei uns in der Region bevorzugt, Espresso wird eher in der Stadt getrunken, wo ein schnelleres Tempo vorherrscht und die Zeit knapp ist.

Wie lukrativ ist es, Spezialitätenkaffee anzubauen? Warum baut ihr keinen kommerziellen Kaffee an?

Spezialitätenkaffee macht 80 % unseres Einkommens aus, trotz all der manuellen Arbeit und des digitalen Marketings, das viel Zeit in Anspruch nimmt, ist der Gewinn nicht mehr so wichtig, da die Zufriedenheit, ein gutes Produkt herzustellen und gelobt zu werden, unbezahlbar ist.

Wie habt ihr es geschafft, den Cup of Excellence in deiner Region zu gewinnen?

Durch eine Kooperative wurde ich eingeladen, an dem Wettbewerb teilzunehmen, und beim ersten Mal belegte ich in Brasilien den zweiten Platz für Fairtrade, eine internationale Zertifizierung. Das hat mich sehr ermutigt und mir Türen geöffnet, wo ich besser verstehen konnte, wie gut mein Kaffee ist. Das hat mich dazu gebracht, nach neuen Märkten und Ergebnissen zu suchen.

Vielen Dank für das Interview!

written by

Christopher Braemer

Christopher ist gelernter Journalist und arbeitet im Marketing von Röststätte Berlin. Am Herzen liegen ihm der Röststätte-Newsletter und der Contentbereich. Für den Blog schreibt er über Kaffee aus aller Welt, aber auch über Wirtschaft, Politik oder Nachhaltigkeit. Falls ihr Fragen oder Anregungen habt, schreibt ihm gern eine Nachricht.

Fotos: Fabiano Diniz & Alto da Serra
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